Kritikerstimmen über Herbert Fiedler
"Wer, wie Fiedler selbst, Stil als die vielseitige, unerschöpfliche
und spontane Hingabe ans Ob-jekt begreift, mit als einzigen Konstante die Ausstrahlung
dieses Mannes seiner unverwechselbaren Lebensauffassung der die
Zeichnung macht, hat es nicht schwer. Denn er erkennt in jedem Blatt, daß
Fiedler es war, der sich freute, lächelte, ärgerte oder einsam fühlte.
(..) Seine Originalität war von einer ganz eigenen Art: Seine wahre Größe
zu erkennen blieb, mit Ausnahme von einer kleinen Gruppe, einer späteren
Generation vorbehalten: Fiedler oder die Zukunft der Malerei, von der Zei-chenkunst
ganz zu schweigen."
Hans Redeker in: Kunstbeeld, Sept. 1982
"Seine Welt strahlte eine warme Vollkommenheit aus, woran das Erotische
genauso beteiligt war wie Leidenschaft und Tod. Fiedler suchte das Leben und
die Wirklichkeit, und sein Stil, sein ei-gener barocker Expressionismus, war
unauflöslich damit verbunden. In seinem Werk wird er als ein Mann aus einem
Guß unter uns fortbestehen: Ein selten unversehrter, reiner und selbständiger
Künstler."
Algemeen Handelsblad, 27. 02.1962
"Es gibt heute neben Herbert Fiedler keinen Maler, der einen derart starken
Wirklichkeitssinn besäße, daß daraus ein so kraftvoller Realismus
geboren werden könnte. Die meisten, die heutzutage nach der Natur malen,
bestätigen unfreiwillig die Daseinsberechtigung der Abstraktion. Was in
ih-rem Werk das Leben andeuten müßte, atmet dessen Abwesenheit. Bei
Fiedler hingegen findet die Wirklichkeit Widerhall in einer großen und
ungebrochenen Vitalität. Sie erlaubt dem Gemälde eine Bewegtheit,
die man ohne Einschränkung zu schätzen geneigt ist."
Charles Wentinck in: Elseviers Weekblad, 24.01.1959
"Ob man nun seine interessantes "Eva"-Triptychon mit der Symbolik
des Ewig-Weiblichen an-sieht, sein bewegtes Stilleben mit dem grausamen Aztekenkopf
oder seine dramatische Kreuzabnah-me (eine ferne Erinnerung an Grünewald),
sein Ballettmädchen oder die Frau, die vor dem Spiegel ihren Hut probiert
stets ist die Kraft und der bewußter Kampf mit der Problematik
spürbar. Es ist, als hörte man Musik von Hindemith: Ein Ringen mit
dem Geist und mit der Materie, und zugleich eine tief verinnerlichte und keineswegs
oberflächliche Schönheit."
Jan Engelman in: De Tijd, 26.10.1950
"Eine umfangreiche Kollektivschau von Werken Herbert Fiedlers läßt
eine Maler-Persönlichkeit erkennen, der es weniger auf koloristische Finessen
ankommt, als auf ein sustanzielles Durchdringen des Malerischen mit elementar-menschlich
gültigem, wie in der Frau im Acker, die stark an des großen
Millet pastorale Szenen erinnert. Ebenso ausdrucksvoll tritt uns der Künstler
in einer neuen Kunstform und -technik entgegen. Er malt mit den
natürlichen Farben zerriebener Steine auf Ze-mentplatten und schafft so
ein wetterbeständiges Kunstwerk (..) Die ausgestellte Grablegung
aus einem Golgothabilde ist eine ausgezeichnete, überzeugende Probe dieser
technischen Erfindung".
Das kleine Journal (Berlijn), 21-10-1932